Orient-Express: Luxusreise auf Schienen

Orient-Express. Bereits beim Klang des Namens kommen einem romantische Bilder von exotischen Fahrten in ferne Länder und glamouröse Luxusreisen in den Sinn.

Über 100 Jahre lang diente der prunkvolle Palast auf Rädern vor allem gut betuchten Passagieren als Reisemittel. Zu den bekanntesten unter ihnen gehören unter anderem Lawrence von Arabien und Marlene Dietrich. Agatha Christie inspirierte die Fahrt mit der Luxuslok zu einem ihrer bekanntesten Romane „Mord im Orient-Express“.

Nach dem Aus des legendären Zugs im Jahr 2009, freuen sich nicht nur Reisenostalgiker über die Wiederbelegung der Legende.

Die historischen Waggons rollen wieder, versprühen immer noch einen einzigartigen Charme und bringen Passagiere von Paris nach Istanbul und zu anderen sehenswerten Städten. Doch selten passt das Motto: „Der Weg ist das Ziel“ besser als beim Orient-Express. Hier erleben Sie ein ganz besonderes Flair – Luxus gepaart mit Nostalgie und Abenteuer.

Wir stellen Ihnen den wohl bekanntesten Zug der Weltgeschichte vor und zeigen Ihnen, warum einer Fahrt im Edelzug ein Reiseerlebnis sondergleichen ist.

Die Geburt einer Legende

Orient-Express. Restaurant.
Orient-Express. Restaurant. | © Foto: Jérôme Galland, SNCF

Anfänge und Entwicklung

Die Geschichte des sagenumwobenen Zuges reicht bis ins Jahr 1883 zurück. Am 5. Juni versammelten sich neugierige Pariser am Gare de l`Est, um einen ersten Blick in den lange angekündigten Luxus-Express zu werfen.

Bereits von außen beeindruckend, erwarteten Passagiere im Inneren luxuriös ausgestattete Schlafwaggons und Speisewagen.

Zunächst führte die Strecke mit einigen Umwegen in das damalige Konstantinopel, heute Istanbul. 1889 wurde die direkte Verbindung von Paris in die osmanische Großstadt eingeweiht – eine Weltneuheit, denn erstmals in der Geschichte wurde die knapp 3.000 Kilometer lange Strecke in weniger als 80 Stunden zurückgelegt.

Die Orientfaszination lockte vor allem in den 20er Jahren zahlreiche Passagiere nach Istanbul. Von hier aus ging es für viele weiter in noch fernöstlichere Orte, wie Aleppo oder Bagdad. Weitere Routen folgten.

Ein Zug für Wohlhabende

Der König der Züge war gleichzeitig auch ein Zug der Könige. So war es anfangs nur wohlhabenden Reisenden möglich eine Fahrt mit dem luxuriösen Gefährt zu buchen.

Schon bald standen hochkarätige Namen auf der Passagierliste. Viele Berühmtheiten, Könige und Schauspieler reisten mit dem berühmten Orient-Express, darunter u.a.:

  • König Ferdinand I. von Bulgarien,
  • der spätere US-Präsident Herbert Hoover,
  • Mata Hari,
  • Great Gatsby Autor F. Scott Fitzgerald
  • Marlene Dietrich

Schon gewusst? Verewigt wurde die prominente Bahn nicht nur in Lobeshymnen von mitreisenden Journalisten. Agatha Christie, die übrigens auch ihren späteren Ehemann in diesem Zug kennenlernte, verlegte die gesamte Handlung ihres Kriminalromans „Mord im Orient-Express“ in den gleichnamigen Zug.

Er wurde später mit Lauren Bacall, Ingrid Bergmann und Sean Connery in den Hauptrollen verfilmt.


Der Mythos lebt: Geschichten aus dem Orient-Express

Orient-Express. Einrichtung.
Orient-Express: Luxus pur | © Foto: Jérôme Galland, SNCF

Unfälle und Verbrechen

In Agatha Christies Roman „Mord im Orient Express“ entgleist nicht nur der Zug, sondern die Passagiere werden auch noch in ein grausames Verbrechen verwickelt. Und ganz ungefährlich war die Fahrt mit dem Orient-Express tatsächlich nicht.

Neben einigen Unglücken mit anderen Zügen und Entgleisungen – beim folgenschwersten Unfall kam es 1957 in Istanbul zu einem Zusammenprall mit einem Nahverkehrszug mit 95 Toten – waren auch Entführungen und Überfälle keine Seltenheit. 1891 wurden drei Geschäftsmänner nach einer mutwilligen Entgleisung des Zuges entführt und erst gegen eine Lösegeldzahlung von 800 Pfund Sterling wieder freigelassen.

In der unruhigen Zeit nach dem Ersten Weltkrieg kam es vor allem in Ungarn zu einigen schwerwiegenden Zwischenfällen. 1931 sprengte der später auch an anderen Eisenbahnunglücken für schuldig erklärte Zug-Attentäter Sylvester Matuska ein Stück der Schienen aus einer Eisenbahnbrücke nahe Biatorbágy. Der Orient-Express stürzte von der Brücke in das Tal, 24 Menschen starben.

Außerdem nutzten viele Spione, Drogenschmuggler, Schwarzhändler und Geheimagenten den Zug, was immer wieder zu kleineren Verwicklungen führte. Ein echter Mord geschah im Orient-Express soweit bekannt allerdings nie.

Wie der Orient-Express für Frieden sorgte

In den historischen Wagen wurde aber auch Geschichte geschrieben. Im wahrsten Sinne des Wortes. So unterzeichneten die Vertreter des Deutschen Reichs 1918 im Wagen Nummer 2419 den Waffenstillstandsvertrag, der das Ende des Ersten Weltkriegs besiegeln sollte.

Innovation im Schienenverkehr

Die Waggons des Orient-Express sind eine Besonderheit, heute und auch damals. Schon früher beeindruckten sie Medien und Mitreisende gleichermaßen mit einer modernen Einrichtung und fortschrittlicher Technik.

Zentralheizung, fließendes Warmwasser und Gasbeleuchtung machten nur einen Teil des Luxus aus, den Gäste im Orient-Express zu erwarten hatten. Die einzelnen Abteile wurden mit Textiltapeten dekoriert, mit gemütlichen Matratzen und allerlei Extras ausgestattet. Dazu kamen Seiden-Laken, Jugendstil-Fenster mit Mahagoniholz und private Waschräume mit Marmor-Sanitäreinrichtungen.

In den tagsüber zu Salons umfunktionierten Abteilen gab es außerdem erlesene Küche, Kristallgläser und Silberbesteck.

Schon gewusst? Auch in anderen Büchern und Filmen wurde der Orient-Express verewigt. Selbst James Bond war schon Gast im berühmten Express im Agentenfilm „Liebesgrüße aus Moskau“.

Das Ende des Orient-Express

Nach der Blütezeit des Zuges in den Jahren zwischen den Weltkriegen, leitete der Zweite Weltkrieg das Ende des Orient-Express ein.

In den 50er Jahren verlor der Zug an Glanz angesichts der neuen, schnelleren Fortbewegungsmittel von modernen Autos bis hin zum Flugzeug. Auch die schwierigen Grenzsituationen, die für regelmäßige Unterbrechungen der Fahrt sorgten, führten schließlich zur Lahmlegung der legendären Zugstrecke im Jahr 1977.

In den folgenden Jahren fuhr der Orient-Express andere Strecken an, die schrumpfenden Passagierzahlen sorgten dann 2009 für die endgültige Stillegung der Luxus-Bahn.


Die Wiedergeburt des Orient-Express

Orient-Express. Salon.
Orient-Express – Salon | © Foto: Jérôme Galland, SNCF

Der neue Alte

Dass dieses einmalige Reiseerlebnis nicht für immer verschwinden darf, war wohl vielen ein Anliegen. Private Unternehmen erkannten das Potenzial des Orient-Express. Nicht verwunderlich war also, dass die Firma Belmond den legendären Zug mit renovierten Original-Waggons bereits vor dem Ende des ursprünglichen Orient-Express und unter dem Namen Venice Simplon-Orient-Express zurück auf die Schienen brachte.

Mit privaten Abteilen und persönlichem Kabinensteward, prachtvollen Bar- sowie Restaurantwagen mit ausgewählter Einrichtung in historischer Atmosphäre mangelt es auch in den neuen Wagen des Kulturerbes definitiv nicht an Luxus.

Zusätzliche Routen

Diesen besonderen Komfort genießen Passagiere heute auf den Routen zwischen Venedig und Paris bzw. London. Auf anderen Strecken werden die Städte Budapest, Wien, Prag und Rom angefahren. Einmal jährlich ist der Edelzug zudem auf der Ursprungsroute Paris-Istanbul unterwegs, was wohl zu einer Extraportion Nostalgie führt.

Der Pullman-Orient-Express

Der Pullman-Orient-Express gehört der staatlichen französischen Eisenbahngesellschaft. Die sieben historischen Wagons aus den zwanziger Jahren wurden renoviert und stehen teilweise unter Denkmalschutz. Die Fahrt mit diesem geschichtsträchtigen Zug ist allerdings nur noch selten und bei privaten Veranstaltungen oder Reisen möglich.

Neuheit: Mit dem Orient-Express La Dolce Vita der französischen Hotelgruppe Accor sollen ab 2023 weitere Reisehighlights mit dem prestigeträchtigen Orient-Express möglich sein.

Welche Ziele der La Dolce Vita Orient-Express anfahren soll, ist teilweise noch ein Geheimnis. Fest steht allerdings, dass die 16.000 km lange Route entlang geschichtsträchtiger Strecken und bedeutender Orte Italiens führt. Aber es wird auch international. Die sechs restaurierten und im Stile der 60er und 70er Jahre luxuriös ausgestatteten Züge sollen von Rom auch weitere Ziele wie Paris, Istanbul und Split anfahren.


Orient-Express auf den Punkt gebracht

Eine Reise mit der historischen Luxusbahn wäre mit Sicherheit auch für Sie ein großes Abenteuer. Schließlich ist der Orient-Express in keinster Weise mit den heutigen eher funktional eingerichteten Zügen vergleichbar. Tauchen Sie ein in die Geschichte und den Charme des Luxuszuges mit noblen Zimmern, Suiten, kulinarischen Köstlichkeiten und jede Menge einzigartigen Erfahrungen. Eine Reise mit dem Orient-Express ist eine Zugfahrt der Extraklasse.

 

Orient-Express: Die wichtigsten Zahlen und Fakten im Überblick

  • Inbetriebnahme: 5. Juni 1883
  • Strecke: Paris – Istanbul
  • Anzahl der Stationen: 18
  • Stillegung: 2009
  • Wiederinbetriebnahme: unter verschiedenen Namen wie Venice Simplon-Orient-Express, Pullman Orient Express oder der neue Orient Express La Dolce Vita

 

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